KROATIEN, 1. Mai - 16. Mai 2011

Kroatiens Küste entlang zu reisen ist wie eine Perlenkette durch die Finger gleiten zu lassen. Eine Perle reiht sich an die andere, eine ist schön wie die andere, man kann auch die eine oder andere überspringen und die nächste kommt sicher. Kleine Buchten mit Kieselstränden, glasklares in verschiedenen Blaustufen gefärbtes Wasser. Immer wieder schön angelegte Campingplätze, besonders jene mit Terrassen haben es uns angetan. Wir lassen es uns ziemlich gut gehen. Viel Lesen, essen und schlafen. Abwechselnd ein Städtchen besichtigen, dann wieder ein Strandtag.

In Kroatien könnten wir auch ein weiteres Kapitel im Buch „die Senioren und wir“ schreiben, andere Touristen gibt es um diese Jahreszeit nur wenige. Sie sind eigentlich alle ziemlich nett und wenn sie nicht den Kontakt suchen, dann beobachten sie fleissig. Viele von diesen Pärchen scheinen im Verlaufe ihrer gemeinsamen Jahre zu einem Ding verschmolzen zu sein. Sie fahren dieselben Velos, tragen dieselben Crocs, haben ähnliche Frisuren, unsere Nachbarn haben sogar beide den gleichen Pulli.

Nur wenn Bura kommt, verliert die Küste ihre Gastfreundschaft. Erst kann man sich an den vom Wind wie durch Geisterhand aufs Meer gezeichneten Muster kaum satt sehen. In der Nacht aber wenn die Böen so stark am Bus rütteln, dass man seekrank wird, ist der Spass dann aber endgültig vorbei. Unvorstellbar wie es im Februar, März sein muss wenn der Bura sich über mehrere Wochen austobt. Manche Leute behaupten, es sei Bura, der die Bewohner der Dalmatischen Küste besonders hart gemacht habe….

So hart wie den bekannten Ante womöglich. Ante beobachtet uns jederzeit. Sein Blick variert, mal visionär, mal etwas grimmig aber immer in Generalskluft hängt sein Bild an Pfosten von Strassenlaternen, an Anschlagbrettern oder prangt gar als überdimensionales Plakat an Hauswänden. Gotovina der bekannte Ante ist in den Augen vieler Kroaten der verkannte Ante, Nationalheld statt Kriegsverbrecher. Das ist als würde man unseren Willhelm Tell hinter Gitter sperren. Gotovina ist einer der wenigen Kriegsverbrecher mit eigener Homepage. Wer will kann ihm auch ein Fresspäckli schicken, die Adresse vom Knast in Den Haag findet man auch auf der Homepage.

Dubrovnik ganz im Süden, die letzte Perle sozusagen, ist etwas Besonderes. Eigentlich sind wir keine Freunde von Städten deren Flair und Identität von Touristenströmen erstickt wird. Aber wenn man auf der Festungsmauer die Stadt umrundet, auf den weissen über Jahrhunderte abgeschliffenen Steinplatten durch die Gassen flaniert, sich an der Steilwand-Bar einen Drink genehmigt und bei Sonnenuntergang und Gelati die Schwalben durch die Stadt jagen sieht, hat das definitiv etwas für sich.

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